Discussion:
Regenwasserrückhaltung mit Drosselabfluss
(zu alt für eine Antwort)
Tobias Knittel
2006-10-13 04:40:30 UTC
Permalink
Kein so interessantes Thema, doch wird im Zuge des
Hochwasserschutzes und Grundwasserschutzes,
vermehrt eine gedrosselte Einleitung
von Oberflächenwasser (Regenwasser) versiegelter Flächen
in öffentliche Regenwasserkanäle, Mischwasserkanäle und
auch offene Fließgewässer gefordert.

Viele Baugebiete erhalten inzwischen, im Rahmen der
Ausgleichsflächen, Versickerungebiotope, in denen
das Regenwasser wieder dem Grundwasser zugeführt
wird.

Doch gelten die Regelungen auch für Bauvorhaben im Bestand,
so dass vermehrt diese Rückhaltung mit Drosselabfluss
gefordert wird.

Dabei sind mehrere Faktoren maßgeblich.

Abflussbeiwert: von 1,0 (z.B. Dach) bis 0,5 (z.B. Pflasterbelag)

Ich möchte das Thema nicht weiter vertiefen, da weitere Faktoren
hineinspielen,
wie die regional angesetzte maximale Regenspende/ ha.

Damit man weiß, wo man dran ist, die Berechnungsmethode:

Regenspende:

Qr ges. : versiegelte Flächen x Abflussbeiwert x 0,0193 l/s x m2

Zulässige Einleitungsmenge:

Qab : Grundstücksgröße x festgelegte Abflussmenge/s x ha

Qs = Qr ges. - Qab

das dann auf 15 Minuten (angenommene maximale Regenspende).

Habe ich nun z.B. 200 m2 versiegelter Flächen, der Abfluss muss
auf 0,5 l/s gedrosselt werden, ergibt sich folgendes Rückhaltevolumen
(Zisterne) mit entspechend eingestelltem Drosselabfluss:

A: 200 m2, Grundstück: 500 m2, Abflussbeiwert: 1

Qr ges. : 200 m2 x 1 x 0,0193 l/s = 3,86 l/s
Q ab : 500 m2 x 0,5 l/s x 10.000 m2 = 0,025 l/s
Q s : 3,86 l/s - 0,025 l/s = 3,84 l/s

Für einen Zeitraum von 15 min, sprich 900 s, ergibt sich

3,84l/s x 900 s = 3.456 l, sprich eine Rückhaltevolumen von ca. 3,5 m3

Weiterhin muss beachtet werden, soll über dieselbe
Zisterne Regenwasser zur weiteren Nutzung entnommen
werden, muss dieses gewünschte Speichervolumen
zusätzlich, unter dem Drosselabfluss, vorgesehen
werden. Wünsche ich also noch 1,5 m2 "Nutzwasser",
hat die Zisterne dann, in diesem Beispiel 5 m2.

Das thema hat sich ers in letzter Zeit, paktisch, etwas
"vereinfacht" (wie sich alles vereinfacht, laut Politik :-) ),
daher mal was dazu, zur Orientierung :-)

Gruss

Tobias
Karl-Ludwig Diehl
2006-10-13 07:14:50 UTC
Permalink
Hi Tobias,
interessanter Exkurs. Davon wünscht man sich
mehr. Eine Frage: Andererseits wird ja geklagt,
es würde zu wenig Wasser die Abwasserkanäle
durchströmen, sodaß sie sich leichter zusetzen.
Da Spitzenmengen an Regenwasser und der
notwendige Hochwasserschutz, dort sich
verstopfende Abwasserrohre. Kann vom Regenwasser
nichts abgezweigt werden, um kurz mal die
Rohre freizuspülen? Es blubbert dann lustiger im
Klärwerk. Eine Durchflußbegrenzung wird sich
doch wohl danach automatisch schließen lassen.
K.L.
Post by Tobias Knittel
Kein so interessantes Thema, doch wird im Zuge des
Hochwasserschutzes und Grundwasserschutzes,
vermehrt eine gedrosselte Einleitung
von Oberflächenwasser (Regenwasser) versiegelter Flächen
in öffentliche Regenwasserkanäle, Mischwasserkanäle und
auch offene Fließgewässer gefordert.
Viele Baugebiete erhalten inzwischen, im Rahmen der
Ausgleichsflächen, Versickerungebiotope, in denen
das Regenwasser wieder dem Grundwasser zugeführt
wird.
Doch gelten die Regelungen auch für Bauvorhaben im Bestand,
so dass vermehrt diese Rückhaltung mit Drosselabfluss
gefordert wird.
Dabei sind mehrere Faktoren maßgeblich.
Abflussbeiwert: von 1,0 (z.B. Dach) bis 0,5 (z.B. Pflasterbelag)
Ich möchte das Thema nicht weiter vertiefen, da weitere Faktoren
hineinspielen,
wie die regional angesetzte maximale Regenspende/ ha.
Qr ges. : versiegelte Flächen x Abflussbeiwert x 0,0193 l/s x m2
Qab : Grundstücksgröße x festgelegte Abflussmenge/s x ha
Qs = Qr ges. - Qab
das dann auf 15 Minuten (angenommene maximale Regenspende).
Habe ich nun z.B. 200 m2 versiegelter Flächen, der Abfluss muss
auf 0,5 l/s gedrosselt werden, ergibt sich folgendes Rückhaltevolumen
A: 200 m2, Grundstück: 500 m2, Abflussbeiwert: 1
Qr ges. : 200 m2 x 1 x 0,0193 l/s = 3,86 l/s
Q ab : 500 m2 x 0,5 l/s x 10.000 m2 = 0,025 l/s
Q s : 3,86 l/s - 0,025 l/s = 3,84 l/s
Für einen Zeitraum von 15 min, sprich 900 s, ergibt sich
3,84l/s x 900 s = 3.456 l, sprich eine Rückhaltevolumen von ca. 3,5 m3
Weiterhin muss beachtet werden, soll über dieselbe
Zisterne Regenwasser zur weiteren Nutzung entnommen
werden, muss dieses gewünschte Speichervolumen
zusätzlich, unter dem Drosselabfluss, vorgesehen
werden. Wünsche ich also noch 1,5 m2 "Nutzwasser",
hat die Zisterne dann, in diesem Beispiel 5 m2.
Das thema hat sich ers in letzter Zeit, paktisch, etwas
"vereinfacht" (wie sich alles vereinfacht, laut Politik :-) ),
daher mal was dazu, zur Orientierung :-)
Gruss
Tobias
Tobias Knittel
2006-10-13 07:42:09 UTC
Permalink
"Karl-Ludwig Diehl" <***@web.de> schrieb

das regelt jeder Abwasserzweckverband auf seine Weise.

In der Regel wird ein Teil des Kanalsystems daher
als Mischwassersystem belassen, um den "Durchspüleffekt"
zu haben. Andererseits müssen Kanäle trotzdem gewartet und
gereinigt werden.

Viele Gemeinden haben inzwischen, aufgrund der geographischen
Gegebenheiten, irgendwo Pumpwerke, da das Gefälle zur
Kläranlage nicht von allen Einzugsgebieten ausreicht. Daher
ist auch hier "überflüssiges Wasser" nachteilig für das Pumpwerk,
und das Mischsaystem wird sich auf Bereiche einschränken,
die ohne Pumpwerk auskommen, oder Altbestand sind.

Aber die Probleme sind dann auch in der Kläranlage. Die
ankommende Suppe sollte weder zu dick, noch zu dünn sein,
damit die biologische Stufe effektiv arbeitet. Zu starke
Verdünnung durch Regenwasser ist also unerwünscht.

Ein weiteres Problem sind saure oder basische Schübe, wie
sie mit Industrieabwässern teilweise einhergehen können.
Daher wird immer der ph-Wert kontrolliert, und
gegebenenfalls mit Salzsäure oder Natronlauge eingestellt,
droht eine zu starke ph-Wert-Abweichung die biologische
Stufe zu ermorden.

Mal grob umrissen ...

Gruss

Tobias
Karl-Ludwig Diehl
2006-10-13 07:53:32 UTC
Permalink
Post by Tobias Knittel
das regelt jeder Abwasserzweckverband auf seine Weise.
Mir fehlt dazu eher Wissen, wie diese Abwasserverbände
arbeiten. Mir fallen nur immer wieder diese Fahrzeuge
auf, die Kanalrohre durchspülen und reinigen müssen.
Unser Frisör im Erdgeschoss hat kürzlich augegeben.
In seinem Geschäft quoll aus dem WC plötzlich eine
aberwitzige Kloakenmenge heraus und flutete seinen
Frisörladen. Der Kanal war verstopft. Schlecht durchspült.
Post by Tobias Knittel
In der Regel wird ein Teil des Kanalsystems daher
als Mischwassersystem belassen, um den "Durchspüleffekt"
zu haben. Andererseits müssen Kanäle trotzdem gewartet und
gereinigt werden.
Ich las mal einen Artikel von einem Kanalreiniger, der auf einem
Rollwagen liegend durch Kanalrohre unterwegs war, um
eine Innenbesichtigung vorzunehmen. Lecker. Er beschrieb
dem Journalisten, was er dabei so alles erlebte.
Post by Tobias Knittel
Viele Gemeinden haben inzwischen, aufgrund der geographischen
Gegebenheiten, irgendwo Pumpwerke, da das Gefälle zur
Kläranlage nicht von allen Einzugsgebieten ausreicht. Daher
ist auch hier "überflüssiges Wasser" nachteilig für das Pumpwerk,
und das Mischsaystem wird sich auf Bereiche einschränken,
die ohne Pumpwerk auskommen, oder Altbestand sind.
Interessant zu wissen.
Post by Tobias Knittel
Aber die Probleme sind dann auch in der Kläranlage. Die
ankommende Suppe sollte weder zu dick, noch zu dünn sein,
damit die biologische Stufe effektiv arbeitet. Zu starke
Verdünnung durch Regenwasser ist also unerwünscht.
Vermutlich. Dann stellt sich die Frage, was bei der Freispülung
der Rohre am Endpunkt Klärwerk passiert.
Post by Tobias Knittel
Ein weiteres Problem sind saure oder basische Schübe, wie
sie mit Industrieabwässern teilweise einhergehen können.
Daher wird immer der ph-Wert kontrolliert, und
gegebenenfalls mit Salzsäure oder Natronlauge eingestellt,
droht eine zu starke ph-Wert-Abweichung die biologische
Stufe zu ermorden.
Mal grob umrissen ...
Da lohnt es sicher, das weiter auszuholen. Arbeitsansatz:
die unterschiedlichen Abwassersysteme, die gefahren werden.
Die Endbauwerke sind auch hochinteressant.
K.L.
Tobias Knittel
2006-10-13 17:46:56 UTC
Permalink
Post by Karl-Ludwig Diehl
Ich las mal einen Artikel von einem Kanalreiniger, der auf einem
Rollwagen liegend durch Kanalrohre unterwegs war, um
eine Innenbesichtigung vorzunehmen. Lecker. Er beschrieb
dem Journalisten, was er dabei so alles erlebte.
Das gibt es heute, zumindest "im Ländle" nicht mehr. Alle
Kanäle werden mit Kamerarobotern abgefahren, oder
mit Endoskopen abgesucht, sind sie für robots ungeeignet.
Der dokumentiert den Zustand. Teilweise können auch
so schon Reperaturen ausgeführt werden.

Mittelfristig wird es wohl, wird die Technik preisgünstiger,
einen gewissen Automatismus der Kanalkontrolle geben,
also Roboter die ständig Kanalsysteme kontrollieren,
auch Proben aus Zuleitungen entnehmen, oder
direkt analysieren (um Sünder herauszufinden), und Defekte
automatisch melden.

Der Untergrund wird also dem Überwachungsstaat zum
Opfer fallen, und der letzte Fluchtweg aus der Stadt,
nämlich durch den Kanal, ist auch noch abgeschnitten,
zumindest hat man nicht nur die Ratten am Hals, sondern
noch einen Schwarm von Kanalrobotern :-)

Gruss

Tobias
Karl-Ludwig Diehl
2006-10-13 17:56:07 UTC
Permalink
Post by Tobias Knittel
Post by Karl-Ludwig Diehl
Ich las mal einen Artikel von einem Kanalreiniger, der auf einem
Rollwagen liegend durch Kanalrohre unterwegs war, um
eine Innenbesichtigung vorzunehmen. Lecker. Er beschrieb
dem Journalisten, was er dabei so alles erlebte.
Das gibt es heute, zumindest "im Ländle" nicht mehr. Alle
Kanäle werden mit Kamerarobotern abgefahren, oder
mit Endoskopen abgesucht, sind sie für robots ungeeignet.
Der dokumentiert den Zustand. Teilweise können auch
so schon Reperaturen ausgeführt werden.
Ich kann es nur hoffen, daß es das nicht mehr gibt.
Post by Tobias Knittel
Mittelfristig wird es wohl, wird die Technik preisgünstiger,
einen gewissen Automatismus der Kanalkontrolle geben,
also Roboter die ständig Kanalsysteme kontrollieren,
auch Proben aus Zuleitungen entnehmen, oder
direkt analysieren (um Sünder herauszufinden), und Defekte
automatisch melden.
Den Ratten wird der Gegenstand, der da vorbeihuscht,
wohl mit der Zeit vertraut werden: "Da kommt wieder
Rob(b)ie Williams....!" Kicher, kicher.... (Kichern Ratten
eigentlich?)
Post by Tobias Knittel
Der Untergrund wird also dem Überwachungsstaat zum
Opfer fallen, und der letzte Fluchtweg aus der Stadt,
nämlich durch den Kanal, ist auch noch abgeschnitten,
zumindest hat man nicht nur die Ratten am Hals, sondern
noch einen Schwarm von Kanalrobotern :-)
Ach Du Schande, das fehlt noch. Bleibt nur der Luftraum...
Oder: zu Fuß gehen... Damit rechnet keiner.
K.L.
Tobias Knittel
2006-10-13 18:05:48 UTC
Permalink
Post by Karl-Ludwig Diehl
Den Ratten wird der Gegenstand, der da vorbeihuscht,
wohl mit der Zeit vertraut werden: "Da kommt wieder
Rob(b)ie Williams....!" Kicher, kicher.... (Kichern Ratten
eigentlich?)
http://www.aerztezeitung.de/docs/2005/04/04/059a0202.asp
Post by Karl-Ludwig Diehl
Ach Du Schande, das fehlt noch. Bleibt nur der Luftraum...
Oder: zu Fuß gehen... Damit rechnet keiner.
Von Hamburg aus geht es ja auch mit dem Paddelboot
die elbe runter, denk ich :-)

Gruss

Tobias
Karl-Ludwig Diehl
2006-10-13 18:27:31 UTC
Permalink
Post by Tobias Knittel
Post by Karl-Ludwig Diehl
Den Ratten wird der Gegenstand, der da vorbeihuscht,
wohl mit der Zeit vertraut werden: "Da kommt wieder
Rob(b)ie Williams....!" Kicher, kicher.... (Kichern Ratten
eigentlich?)
http://www.aerztezeitung.de/docs/2005/04/04/059a0202.asp
Mir fällt gerade ein, den Link hattest Du
schon mal gesetzt. Aber macht ja nix.
Post by Tobias Knittel
Post by Karl-Ludwig Diehl
Ach Du Schande, das fehlt noch. Bleibt nur der Luftraum...
Oder: zu Fuß gehen... Damit rechnet keiner.
Von Hamburg aus geht es ja auch mit dem Paddelboot
die elbe runter, denk ich :-)
Wir wollen ja bei unserem Projekt zwischen der Großen
Elbinsel in Hamburg und Lübeck mit alten Schiffen
über den Elbe-Lübeck-Kanal bis nach Lübeck brausen.
Mindestreisezeit: 1 Tag.
K.L.

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