Discussion:
Passivhaus 45° nach Süden?
(zu alt für eine Antwort)
k***@noteserver.org
2004-12-27 18:20:33 UTC
Permalink
Die üblichen Empfehlungen zum Thema Passivhaus fordern eine
Süd-Ausrichtung (+/-30°) der Hauptfassade mit großen Fenstern.
Ist das ein absolut zwingendes Kriterium, oder kann eine exakte,
Bebauungsplan-bedingte 45° Ausrichtung durch zusätzliche Maßnahmen
(Erdwärmetauscher, ...) evtl. kompensiert werden?
(Es geht um ein freistehendes Einfamilienhaus)

Hat jemand Erfahrungen mit nicht optimal ausgerichteten Gebäuden?
Jürgen Kilian
Adrian Herrmann
2004-12-28 09:51:52 UTC
Permalink
Hallo Jürgen,

Passivhäuser sind nicht mein Thema. Inwiefern es speziell zu diesem Punkt
Richtlinien gibt muß in einschlägiger Literatur nachgesehen werden. Soviel
aber zur Ausrichtung.

Mal Die einfach einmal die 4 Himmelsrichtungen auf ein Blatt Papier und dort
richtest Du ein quadratisches Haus mit 45° aus. Dann zeigt eine Spitze exakt
nach Süden. Für die Sonneneinstrahlung um die es bei diesem Kriterium geht
bedeutet das folgendes.

Bei Sonnenaufgang sind die Seiten die zur Sonne ausgerichtet sind um 45°
gedreht und die so ausgerichteten Fenster stehen natürlich weniger in der
Sonne als Fenster in die die Strahlung senkrecht einfällt. Daneben hast Du
aber den Effekt, daß alle Seiten irgendwann am Tag mit wenigstens 45° zur
Sonne hin ausgereichtet waren. Nach Norden zeigt nur die Spitze. So ganz
verkehrt ist das nicht, die Tagesspitze ist etwas gedämpfter weil die Seiten
um 45° gedreht sind, dafür sind die Vormittags- und Nachmittagseinflüsse um
so effektiver. Zumal die Sonne dann immer auch etwas tiefer steht.

Irgendwann überwiegt der Verlust durch die Fenster die durch Einstrahlung
gewonnene Energie. Neben der Ausrichtung ist ein westentlicher Faktor die
Größe, Lage und Konstruktion der Fensterelemente. Idealerweise würden sich
diese Flächen der Sonne mitdrehen. Sollte die Energiebilanz nur aufgrund von
15° (= 1 Stunde Sonnenlauf) nicht mehr darstellen lassen kannst Du ggf. die
Fenster in den Seiten um 15° gedreht einbauen.

Die Ausrichtung setzt natürlich auch freien Horizont voraus. Also frei von
Bewuchs, Bebauung, Berge usw. Diese Idealbedingungen wirst Du so gut wie nie
finden. Nebenbei wirst Du Dich öfter vor der Sonneneinstrahlung schützen
müssen und die dadurch gewonnene Energie ist Essig. Der letztgenannte Punkt
wird oft vergessen.

Gruß
Adrian

<***@noteserver.org> schrieb im Newsbeitrag news:***@z14g2000cwz.googlegroups.com...
Die üblichen Empfehlungen zum Thema Passivhaus fordern eine
Süd-Ausrichtung (+/-30°) der Hauptfassade mit großen Fenstern.
Ist das ein absolut zwingendes Kriterium, oder kann eine exakte,
Bebauungsplan-bedingte 45° Ausrichtung durch zusätzliche Maßnahmen
(Erdwärmetauscher, ...) evtl. kompensiert werden?
(Es geht um ein freistehendes Einfamilienhaus)

Hat jemand Erfahrungen mit nicht optimal ausgerichteten Gebäuden?
Jürgen Kilian
Matthias Koehler
2004-12-28 10:17:39 UTC
Permalink
[Adrian:]
Post by Adrian Herrmann
Passivhäuser sind nicht mein Thema.
Passivhäuser sollten an sich gar kein Thema sein. Frage an den Jürgen:
Möchtest Du selbst für Dich eins bauen oder verlangt das einer Deiner
Auftraggeber? Irgendwie sollte sich doch herumgesprochen haben, dass das
nichts weiter als eine fixe Idee, also eine reine Modeerscheinung ist.

Man muss sich doch nur mal die Gesamtenergiebilanz anschauen: Der
Energieaufwand zur Herstellung des ganzen Styropors ist gewaltig, und nach
Ablauf der Nutzungszeit ist das Zeug kaum zu entsorgen. Ganz zu schweigen
von der Brandlast, falls doch mal was passiert.

Du brachst eine kontrollierte Be- und Entlüftung, darfst im Winter kein
Fenster aufreißen. Die Leute wollen aber gerne mal ein Fenster aufreißen und
nicht nur ihre Luft aus irgendwelchen verkeimten Rohren bekommen.

Dann sind die Befürworter von extrem gedämmten Häusern auch noch stolz auf
eine besonders perfekte Luftdichtigkeit und einen erfolgreich bestandenen
"Bläsertürtest". Man kann doch heute mit "normal gut" gedämmten Häusern und
modernen Heizungsanlagen sehr wirtschaftlich sein und wenig Energie
verbrauchen, da muss man es nicht so dermaßen übertreiben, dass man zum
Schluss davon krank wird.

Im Übrigen geben die Leute für ein "Passivhaus" erheblich mehr Geld aus, als
sie in den kommenden 50 Jahren in einem "normalen" Haus verheizen werden.

Fazit: Keine Passivhäuser bauen.

Matthias
--
Matthias Köhler
Film- und Fernsehproduktion
http://www.koehler-film.de
Roland Mösl
2004-12-28 14:38:44 UTC
Permalink
Post by Matthias Koehler
Möchtest Du selbst für Dich eins bauen oder verlangt das einer Deiner
Auftraggeber? Irgendwie sollte sich doch herumgesprochen haben, dass das
nichts weiter als eine fixe Idee, also eine reine Modeerscheinung ist.
Ja, eine reine kurzfristige Modeerscheinung, wer wird in
ein paar Jahren noch von Passivhäusern sprechen, wenn
nur noch Plusenergiehäuser zählen?

http://wohnen.pege.org/2001
Post by Matthias Koehler
Man muss sich doch nur mal die Gesamtenergiebilanz anschauen: Der
Energieaufwand zur Herstellung des ganzen Styropors ist gewaltig, und nach
Ablauf der Nutzungszeit ist das Zeug kaum zu entsorgen.
Wer wird denn mit Styropor dämmen ?!?

http://atriumhaus.at/waermedaemmung/index.htm
Post by Matthias Koehler
Du brachst eine kontrollierte Be- und Entlüftung, darfst im Winter kein
Fenster aufreißen. Die Leute wollen aber gerne mal ein Fenster aufreißen
Man darf auch mal die Fenster aufreißen,
genauso wie Du nicht sofort Tod umfällst, wenn Dir der Arzt
eine Colesterinarme Diät verordnet hat und Du mal ein fettes
Schnitzel ist.
Post by Matthias Koehler
Dann sind die Befürworter von extrem gedämmten Häusern auch noch stolz auf
eine besonders perfekte Luftdichtigkeit und einen erfolgreich bestandenen
"Bläsertürtest". Man kann doch heute mit "normal gut" gedämmten Häusern und
modernen Heizungsanlagen sehr wirtschaftlich sein und wenig Energie
verbrauchen, da muss man es nicht so dermaßen übertreiben, dass man zum
Schluss davon krank wird.
So argumentieren alle, die nicht in der Lage sind Passivhäuser zu bauen.
Post by Matthias Koehler
Im Übrigen geben die Leute für ein "Passivhaus" erheblich mehr Geld aus, als
sie in den kommenden 50 Jahren in einem "normalen" Haus verheizen werden.
Dies beruht natürlich auf den üblichen Milchmädchenrechnungen,
wo man im Jahr 2054 noch immer 55 Cent pro Liter Heizöl zahlt

http://wohnen.pege.org/2004-haus-lastenheft/rentabilitaetsrechnung.htm
--
Roland Mösl
http://www.pege.org klare Ziele für eine verwirrte Zivilisation
http://wds-internetwerbung.com Webdesign startet an der Suchmaschine
Loading...